Sonntag, 26. März 2017

Stoffspielereien im März 2017: Shibori

Das Thema der Stoffspielereien im März lautet: Shibori.


Karen hat das Thema ausgesucht und sie sammelt heute auch auf ihrem Blog die Beiträge.

Shibori gehört zu den japanischen Kunsthandwerks-Techniken, die ich persönlich sehr interessant finde. Man arbeitet mit Stoff, Garn und Farbe - das sind alles "meine" Materialien.
In aller Kürze: Der zu färbende Stoff wird abgebunden, gefaltet oder genäht und anschließend fixiert. Grundsätzlich geht es darum, bestimmte Partien des Stoffs davor zu bewahren im anschießenden Farbbad Farbe anzunehmen; das nennt man Reservierungsfärbung. Auf diese Weise entstehen Muster, zufällige oder mehr oder weniger gelenkte.

Auf der Website shibori.org habe ich eine sehr schöne Beschreibung gefunden, die die ursprüngliche Idee der Stoffspielereien aufgreift, nämlich den zweidimensionalen Stoff in die dritte Dimension zu bringen:

When the cloth is returned to its two-dimensional form after dyeing, the design that emerges is the result of the three-dimensional shape, the type of resist, and the amount of pressure from the thread or clamp that secured the shape during the cloth’s exposure to the dye. The cloth sensitively records both the form and the pressure; the “memory” of the shape remains imprinted in the cloth.

Ein kleines Basiswissen zu Shibori habe ich mir im Netz angelesen. Als Material für meine ersten Versuche habe ich verschiedene Stoffservietten genommen, die vor einiger Zeit in meinen Besitz gelangt sind. Auch ein baumwollenes Handtuch, das ein wenig Struktur aufweist, ist dabei, damit ich testen kann, wie Shibori auf nicht glattem Stoff herauskommt.

Die traditionelle Farbe für Shibori ist Indigo. Ich habe jedoch auch hier etwas aus meinem Vorrat verwendet: Ich hatte noch ein paar Döschen Procion MX. Da jedoch kein Blau dabei war, habe ich mich für "raspberry" entschieden. Bei der Verwendung dieser Farbe wird empfohlen, den vorgewaschenen Stoff in einer Sodalösung zu baden. Er wird dann nur ausgewrungen, nicht gespült und kann dann entweder sofort in feuchtem Zustand gefärbt werden, oder man trocknet, bügelt und legt sich einen "Vorrat" an.

Wie man mit Procion MX färbt, habe ich mir z.B. hier und hier angelesen. Den Umgang mit der Farbe und gleichzeitig Anregungen zu Shibori findet man auch auf dem Blog Textile-Ideen.

Jetzt geht's los mit vielen Fotos. Damit man gut erkennen kann, welche Technik zu welchem Ergebnis geführt hat, habe ich die zusammengehörenden Fotos immer nebeneinander gestellt. Es empfiehlt sich auf jeden Fall, die Fotos durch Anklicken zu vergrößern.

1. Parallel ausgeführte Vorstiche

 


                                             
2. Zweimal ziehharmonikaartig gefaltet und mit Gummibändern fixiert

 


3. Zweimal ziehharmonikaartig gefaltet und mit zwei Scheiben (Nähmaschinenzubehör!!!) fixiert

 


4. Eingebundene Objekte (kleine Schneckenhäuser ...), mit Gummiringen fixiert

 




5. Auf gefalteten Stoff mit Vorstechen genähte Halbkreise

 




 
linker Kreis: Vorder- und Rückseite sehen unterschiedlich aus

6. Einmal gefaltetes Stoffstück, schräg auf ein Plastikrohr gewickelt

 


7. Abbindungen und Fixierungen mit Foldback-Klammern

 


Bei der Anleitung zur Farbe hieß es, man solle nach dem Färben zunächst nicht spülen, sondern den Stoff für wenigstens 10 Std. auf der Leine trocknen lassen. Das habe ich getan, dann habe ich gespült. Und gespült und gespült und nochmals und wieder gespült. Gefühlt hundertmal. Und das Spülwasser war immer noch nicht klar. Ist das normal? Oder was habe ich falsch gemacht? Meine einzige Idee ist: Ich habe zuviel Farbpulver genommen; ich habe nichts abgewogen, habe nach Gefühl dosiert.
Was ich auch nicht verstanden habe, ist das Verhältnis von Soda zu Farbe. In den Anleitungen heißt es, man solle nicht nur Salz sondern auch Soda in die Farbflotte rühren. Andererseits habe ich auch gelesen: Die angerührte Farbe darf nicht mit Soda in Berührung kommen. Ja, was denn nun? Außerdem würde der mit Soda vorbehandelte und nicht gespülte Stoff beim Färben Soda in die Flotte abgeben, denke ich. Oder nicht? Fragen, die jetzt nicht unbedingt zum Thema Shibori gehören, aber ich stelle sie trotzdem; vielleicht bekomme ich ja Antworten, denn ich würde schon gern einen zweiten Shibori-Versuch wagen.

Zu meinen verwendeten Stoffen: Ich denke, etwas dünnere Stoffe hätten sich besser geeignet, vor allem auch für die Technik Nr.6 (Akashi Shibori). Das würde ich gern nochmal mit einem dünneren Seidenstoff probieren. Damit sollte diese Technik eigentlich gut herauskommen und einen Seidenschal oder -tuch kann ich mir in dieser Optik sehr gut vorstellen.

Im Moment habe ich noch keinen Plan, was ich mit meinen Shibori-Stoffen anfange. Ich müsste auch zuvor noch das Problem lösen, dass sich ja immer noch Farbe ablöst, wahrscheinlich auch durch Reibung.
Ich habe die noch nicht weiter ausgegorene Idee, Shibori mit Siebdruck zu verbinden. Meine ersten Siebdruckversuche bringen mich auf diesen Gedanken.

Danke an alle, die organisiert und mitgemacht haben. Ich freue mich übrigens schon auf die Stoffspielereien im April (Thema: seltene Techniken), ich habe sogar schon mit meinem Projekt begonnen...

Mittwoch, 8. März 2017

Me Made Mittwoch: Wasserfall-Shirt

Alle haben Wasserfall-Shirts genäht. Jetzt hab' ich auch eins:



Wasserfall-Shirt? - Ja, hinten:



Das Shirt ist Modell 103 aus Burdastyle 01-2016. Der Rumpf ist doppellagig. Die untere Lage, die am Saum etwa handbreit herausschaut, ist bei mir schwarz und deshalb auf dem Foto nur schlecht zu erkennen. Burda verwendet zwei verschiedene Schnittteile für die obere (etwas weiter) und untere (etwas enger) Lage. Damit das Shirt etwas lockerer ausfällt, habe ich für beide Lagen den Schnitt für das obere Shirt verwendet. Das funktioniert.

Das Problem: Der Wasserfall hinten soll schön fallen, aber ich habe keine Kontrolle darüber, da außer Sicht.



Die Lösung: ein kleines angenähtes Gewicht in Form eines Knopfs, der den "Fall" an Ort und Stelle hält.

(Wenn man weiß, was man sehen soll, sieht man den Knopf auch.)

Ich muss zwar nach dem Anziehen ein paar Verrenkungen machen, bis hinten am Shirt alles gerichtet ist, denn der Knopf hängt immer erst mal außen.  Aber der Trick funktioniert. Müsste eigentlich auch bei vorderen Wasserfällen klappen. Mag das jemand ausprobieren und berichten?

Mein Shirt ist allerdings nur etwas für die sich anbahnende wärmere Jahreszeit, denn durch den einigermaßen tiefen hinteren Ausschnitt war mir das bei den zuletzt noch kühleren Temperaturen zu wenig wärmend am Hals.

Der Vollständigkeit halber:
Zum Shirt trage ich eine selbst genähte schwarze Hose, die ich auf den Fotos ausgespart habe, weil Schwarz eh' ganz schlecht zu fotografieren ist, aber womöglich hätte man gesehen, dass sie arg verknittert war.
Die verwendeten Stoffe: Der Rosendruck ist ein Baumwolle mit Elasthan-Jersey - Zufallsfund bei Karstadt - und den schwarzen aus dem gleichen Material hatte ich im Vorrat.

Hiermit reihe ich mich beim heutigen Me Made Mittwoch ein, wo wieder selbstgenähte Kleidung an der Frau gezeigt werden kann. Woche für Woche gibt es um die Hundert (mal mehr, mal weniger) verlinkte Beiträge. Danke an die Damen vom MMM-Team für ihr Engagement bei der Betreuung des Blogs.
Ein dickes Danke auch an meine LeserInnen und für die netten Kommentare aus der letzten Zeit.


Mittwoch, 1. März 2017

Me Made Mittwoch: Flanellkaro-Bluse

Bevor es hoffentlich endgültig frühlingshaft wird und winterlich anmutende Kleidung erstmal im Schrank verschwinden darf, möchte ich beim heutigen Me Made Mittwoch meine kürzlich entstandene Flanellkaro-Bluse zeigen. Seit ihrer Fertigstellung habe ich sie häufig getragen.


Der Schnitt ist "Gardener" aus der Ottobre 5/2012 Herbst/Winter. In der Modellübersicht auf der Ottobre-Seite ist es das Modell 7.

Auf der Suche nach einem Hemdblusenschnitt, der etwas lockerer ausfällt als mein bisheriger, viel verwendeter aus einem Burdaheft von 2003 (hier eine Version und hier eine weitere mit techn. Zeichnung), bin ich über Susanne/Sujuti auf diese Bluse aufmerksam geworden.

Das quer zweigeteilte Vorderteil wollte ich so übernehmen und den oberen Teil schräg zuschneiden. Bei den Anproben habe ich noch gezweifelt, ob das eine gute Idee war, denn der weiche Stoff verhält sich im Schrägzuschnitt etwas anders als im geraden Fadenlauf. Dann gab es noch zu entscheiden, wie die Brusttaschen aussehen sollten. Ich habe zum Ausprobieren auch zwei im geraden Fadenlauf zugeschnitten und aufgesteckt, aber mein häuslicher Modeberater - aka Ehemann - meinte, das würde zu unruhig und hat für die Version plädiert, bei der die Taschen, wie oben zu sehen, genau dem Muster folgen. Das war auch die bessere Entscheidung.

Figurbedingt habe ich die Brustabnäher um 1,5cm nach oben verlegt und in Brusthöhe auf beiden Seiten ca. 1cm Weite reduziert. Die im Original konischen Brusttaschen habe ich rechteckig gezeichnet (damit war der schräge Zuschnitt auch leichter); die unteren Spitzen sind jedoch geblieben.

Diese Änderungen habe ich mir dann doch auf den Schnitt übertragen, denn nachdem die Bluse jetzt "eingetragen" ist, mag ich sie und eine weitere Umsetzung kann ich mir gut vorstellen. Vielleicht aus einem gestreiften Stoff, den ich beim geteilten Vorderteil in beiden Richtungen verwenden könnte. Gestreifte Stoffe habe ich im Vorrat, ebenso wie einen blau karierten Baumwollflanell, den ich dann vor der nächsten kalten Jahreszeit in ein Modell wie oben verwandeln könnte. Mal sehen.